Demenz – was ist das?
Zunächst möchte ich wissen, was die Demenz für eine Erkrankung ist.
De-mens bedeutet ohne Geist.
Die Demenz ist eine schwere Erkrankung.
Die Demenz führt zum Tod.
Hirnleistungsfunktionsstörungen sind typisch für eine Demenz.
In meinem Insta Live Format „Übergabe am Montag“ habe ich mit der Demenzexpertin Barbara Klee-Reiter (www.perspektive-demenz.de) über die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz gesprochen.
Was kann ich als Mensch ohne Demenz für den Menschen mit Demenz tun?
Hier kannst du das Gespräch sehen
Die Erkrankung Demenz als Bild ist ein Virus auf der Festplatte.
Glücklicherweise gibt es Familienangehörige, Freunde, Arbeits- und Vereinskollegen, Nachbarn usw.
Sie wissen einiges über den Erkrankten und bilden sozusagen die externe Festplatte.
Die Frage „Wer bin ich?“ hat keinen philosophischen Ansatz, sondern einen existentiellen: Name, Beruf, Status, Familie und Freunde. Das Wissen über mich selbst geht nach und nach verloren.
Die „externe Festplatte“ übernimmt das Wissen und kompensiert die „interne Festplatte“.
Demenz – was tun?
Ich erzähle, was ich über dich weiß.
Ich nehme dein Defizit zur Kenntnis, benenne es aber nicht. Ich dramatisiere nicht, ich entwerte nicht. Ich bin authentisch.
Beispiel:
„Kannst du dich erinnern, wie wir immer im Allgäu wandern waren?“
versus
„Papa, du bist ein richtiger Wandersmann. Mit dir in der Natur zu sein ist die reinste Freude.“
Ich nutze die Ressourcen, die noch vorhanden sind.
Statt der stundenlangen Wanderung im Allgäu, ein Spaziergang um den See, im Wald oder im Park.
„Papa ich möchte gerne deine Linsensuppe kochen. Sag mir mal dein Rezept.“
versus
„Papa, deine Linsensuppe ist so köstlich. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur daran denke. Hilfst du mir? Lass uns Linsensuppe kochen.“
Ich schaffe den Rahmen, damit wir gemeinsam eine gute Zeit haben.
Wenn es mir selbst nicht gut geht, sage ich es. „Ich habe heute einen schlechten Tag. Ich komme morgen wieder.“
Ich bin echt und authentisch.
Demenz – was tun?
Ich nehme die Schnelligkeit aus meinem Tun.
Ich begebe mich langsam ins Sichtfeld und warte bis wir Augenkontakt haben.
Ich muss nicht sprechen. Ich kann liebevoll lächeln. Ich hebe eine Augenbraue an oder zwinkre mit den Augen.
Ich warte geduldig auf eine Reaktion.
Ich trainiere mich darin, die Situation auszuhalten.
Ich begegne dir auf Herzhöhe, statt auf Augenhöhe.
Symptom Erkennungsstörungen
Vater erkennt mich nicht mehr. Das ist traurig.
„Ich bin doch deine Tochter. Du musst mich doch erkennen. Stell dir vor, mein eigener Vater erkennt mich nicht mehr.“
versus
„Du erkennst mich nicht mehr. Ich helfe dir.“
Ich nehme Augenkontakt auf. Ich streichle Vaters Hand zur Begrüßung oder küsse ihn links und rechts auf die Wange. „Hallo Papa, hier ist Bärbelchen, deine älteste Tochter. Lass uns zusammen Fußball gucken. Rot-Weiß Essen spielt.“
Oder
„Hallo Tante Grete. Ich habe dir Wolle mitgebracht.“
Ich gebe ihr die Wolle in die Hand oder stelle sie in Greifnähe ab.
Die Wolle lege ich in ein schönes Kistchen oder in einen gestalteten Karton mit anderen Gegenständen, die Tante Grete mag.
Schön ist es, wenn es etwas Haptisches, etwas Sinnliches ist.
Zum Beispiel:
- verschiedene Arten von Wolle
- Stoffe und Garne
- Pinsel und Buntstifte
- Postkarten mit passenden Motiven (Orte, Gebäude, Natur, Menschen etc.)
- Bürste und Kamm
- Papier und Stifte, Füller
- Bildbände
- usw
Über was lacht Papa oder Tante Grete? Auf was ist er oder sie stolz?
Humor hilft.
Was brauchen Menschen mit Demenz?
Kurz zusammengefasst: erst Beziehung – dann Funktion.
Das bedeutet, dass ich eine Beziehung anbiete. Ich nehme Kontakt auf, ich gebe Zeit und benenne die Dinge, die ich vom Erkrankten weiß. Die Beziehung kombiniere ich mit einer Funktion, die geplant ist.
Nachdem mir Papa in die Augen sieht: „Papa, wir zwei Rot-Weiß Essen Fans. Lass mich dir in die Jacke helfen. Wir gehen ein Stück am Baldeneysee spazieren.“
Ich sorge als externe Festplatte für den Ausgleich.
Ich helfe, dass Papa sich wohlfühlt.
Ich helfe dabei, Papas Identität zu stärken.
Ich helfe, dass Papa ins Geschehen einbezogen ist.
Ich helfe, dass Papa sich betätigt.
Demenz – was tun?
Ich bleibe auf der Suche nach gelingenden Momenten.