Wie teuer ist ein Pflegeplatz im Altenheim?

Wie teuer ist ein Pflegeplatz im Altenheim?

Opa Max (89 Jahre) ist seit einem Jahr pflegebedürftig.

Fam­i­lie Muster­mann über­legt, dass Opa Max in ein Pflege­heim umzieht.

Oma Hilde (88 Jahre) schläft nicht mehr, weil Opa Max nachts umherwandert.

Ein ambu­lanter Pflege­di­enst kommt zwar zwei Mal am Tag und unter­stützt Opa Max und Oma Hilde. Aber Oma Hilde fühlt sich durch die Pflegebedürftigkeit von Opa Max überfordert.

„Kann sich Opa Max das Pflege­heim über­haupt leis­ten?“ ist eine Frage, die sich Fam­i­lie Muster­mann stellt.

„Es gibt doch die Pflegev­er­sicherung“, lautet die Antwort von Enkel Tim (29 Jahre).

„Ja, das stimmt“, sagt die Frau der Beratungsstelle.

Fam­i­lie Muster­mann beauf­tragt Enkel Tim, sich zu erkundi­gen, ob es finanziell möglich ist, dass Opa Max ins Pflege­heim umzieht.

Er sucht die Beratungsstelle im Pflegestützpunkt sein­er Stadt auf.

Voraussetzungen

Frau Som­mer von der Beratungsstelle erk­lärt Tim, dass die Pflegev­er­sicherung eine Teilka­skover­sicherung ist.

Die Pflegev­er­sicherung, in die jed­er, der sozialver­sicherungspflichtig ist, ein­zahlt, übern­immt nicht alle Kosten, die im Pflege­heim anfallen.

Frau Som­mer klärt Tim auf, dass es Voraus­set­zun­gen gibt, um Leis­tun­gen aus der Pflegev­er­sicherung zu erhalten.

„Ihr Opa muss die soge­nan­nte Vorver­sicherungszeit erfüllen. Das bedeutet, dass er in den let­zten zehn Jahren min­destens zwei Jahre lang in die Pflegev­er­sicherung eingezahlt haben muss. Das ken­nen Sie sicher­lich auch von anderen Versicherungen.

Außer­dem muss er pflegebedürftig sein, also einen Pflege­grad haben. Aber das sagten Sie ja bere­its am Tele­fon. Mit Pflege­grad 3 kön­nen Sie einen Antrag auf voll­sta­tionäre Pflege bei der Pflegekasse Ihres Opas stellen.“

„Bei­des trifft auf meinen Opa zu. Aber was kostet denn jet­zt das Pflege­heim? Und was übern­immt davon die Pflegev­er­sicherung?“, will Tim wissen.

Voraussetzungen für vollstationäre Pflege
Entgeltbestandteile

„Die Finanzierung eines Pflege­heims ist kom­plex. Sie umfasst mehrere Ent­geltbe­standteile. Die Kosten sind aufgeteilt in die Pflege, die Unterkun­ft und Verpfle­gung und die Investi­tio­nen des Pflege­heims. Ich werde Ihnen jeden Bestandteil genau erk­lären“, bietet Frau Som­mer Tim an.

Entgeltbestandteile eines Pflegeheims

Pflegebedingte Kosten

„Die Pflegev­er­sicherung übern­immt je nach Pflege­grad einen pauschalen Zuschuss.

Für Opa Max‘ Pflege­grad 3 zahlt seine Pflegekasse also 1262,00 € für die Pflege.

Diese Pauschale wird nicht aus­re­ichen, um die Kosten des Pflege­heims zu deck­en“, erk­lärt Frau Sommer.

Leistungen vollstationäre Pflege

Eigenanteil

„Mein Opa muss also einen Eigenan­teil zahlen?“, fragt Tim.

„Ja, so ist es“, bestätigt Frau Som­mer, und erk­lärt weiter:

„Wie schon erwäh­nt, gibt es nicht nur die Kosten für die Pflege. Hinzu kom­men auch Kosten für Unterkun­ft, Verpfle­gung und Investi­tio­nen. Eben­so müssen Sie die Pflegeaus­bil­dung mit­fi­nanzieren. Hier­für beteili­gen Sie sich an ein­er Umlage.

Die gute Nachricht ist, dass von den Kosten für die Pflege seit 2022 ein Preis­nach­lass gewährt wird. Den erhält Ihr Opa zwar nicht per­sön­lich, denn der Leis­tungszuschlag wird direkt an das Pflege­heim gezahlt.

Der Preis­nach­lass richtet sich danach, wie lange Ihr Opa im Pflege­heim lebt.“

Bezugs­dauer von Leis­tungs­bezü­gen nach § 43 SGB XIPreis­nach­lass auf pflegebe­d­ingte Aufwendungen
Bis ein­schließlich 12 Monate Verweildauer5%
Mehr als 12 Monate Verweildauer25%
Mehr als 24 Monate Verweildauer45%
Mehr als 36 Monate Verweildauer70%
§ 43 c SGB XI

Daten zum Gesundheitswesen Soziale Pflegeversicherung

Sozialleistung „Hilfe zur Pflege“

„Das kann mein Opa sich nicht leis­ten. Er hat nur eine kleine Rente. Dann müssen wir uns etwas Anderes über­legen, wie Opa Max ver­sorgt wird.“, sagt Tim.

„Mit der Sit­u­a­tion ist Ihr Opa nicht allein“, ver­sucht Frau Som­mer Tim zu beruhi­gen. „Ich führe viele Gespräche, in denen die Pflegebedürfti­gen nicht ver­mö­gend sind und auch keine aus­re­ichen­den Renten­leis­tun­gen erhalten.

Unter bes­timmten Voraus­set­zun­gen kön­nen Sie „Hil­fe zur Pflege“ (SGB XII) beim zuständi­gen Sozialamt beantra­gen. Ich gebe Ihnen das Merk­blatt dazu mit, dann kön­nen Sie die Voraus­set­zun­gen mit Ihrer Fam­i­lie nachlesen.

Merkblatt Hilfe zur Pflege

Pflegewohngeld

„Es gibt noch eine andere Sozialleis­tung, die Sie beim Sozialamt beantra­gen kön­nen“, berät Frau Som­mer weiter.

„Mit dem Pflege­wohn­geld wer­den die anfal­l­en­den Investi­tion­skosten bezuschusst. Sie haben Glück, dass Ihr Opa in NRW wohnt. Das Pflege­wohn­geld gibt es näm­lich nur in Nor­drhein-West­falen, Schleswig-Hol­stein und Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Die Voraus­set­zung, um Pflege­wohn­geld zu erhal­ten ist, dass Ihr Opa dauer­haft im Pflege­heim lebt und min­destens Pflege­grad 2 hat.

Ähn­lich wie bei der Hil­fe zur Pflege ist Voraus­set­zung, dass sein Einkom­men und Ver­mö­gen nicht aus­re­ichen, um die Kosten zu deck­en. Es gibt einen Schon­be­trag von 10.000 € bzw. 15.000 € für Ehep­aare und einge­tra­gene Lebens­ge­mein­schaften. Das Pflege­wohn­geld wird direkt an das Pflege­heim gezahlt.

Haben Sie denn schon ein Wun­sch­pflege­heim? Es gibt näm­lich keine ein­heitlichen Kosten der Heime. Jedes Pflegheim kostet unter­schiedlich viel.

Unter www.pflegelotse.de find­en Sie alle voll­sta­tionären Ein­rich­tun­gen in Ihrer Umge­bung. Dort sind die Kosten aufge­führt und Sie find­en auch Hin­weise auf die Qualität.

Ich hoffe, Sie haben jet­zt alle Infor­ma­tio­nen, um mit Ihrer Fam­i­lie zu sprechen. Soll­ten Sie offene Fra­gen haben, rufen Sie mich bitte an. Hier ist meine Karte“, been­det Frau Som­mer das Beratungsgespräch.

„Vie­len Dank!“, ver­ab­schiedet sich Tim. „Auf Ihr Ange­bot werde ich bes­timmt zurückkommen.“

Quellen:

www.pflege.de

VDEK (2023): Dat­en zum Gesund­heitswe­sen: Soziale Pflegeversicherung

https://www.vdek.com/presse/daten/f_pflegeversicherung.html

www.pflegehilfe.org/pflegeheime

Michaela Küp­per: Entschei­dung Pflege­heim. Prak­tis­ch­er Begleit­er in ein­er her­aus­fordern­den Lebenssi­t­u­a­tion. Selb­stver­lag, 2022.

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