- Wer von uns Geschwistern kümmert sich, wenn Mutter Hilfe braucht?
- „Es ist auch deine Mutter!“
- „Weißt du eigentlich wie oft unsere Mutter heute schon angerufen hat?“
Ich hatte Petra Wieschalla gestern Abend zu Gast in der Übergabe am Montag live auf Instagram.
Das Gespräch kannst Du Dir hier ansehen
Ich habe Petra eingeladen, weil sie einen Ratgeber geschrieben hat:
„Überlebenstipps für Elternkümmerer. Eltern begleiten. Fallen vermeiden“.
In ihrem Ratgeber beschreibt sie den schleichenden Prozess, dass die Eltern unmerklich mehr Unterstützung brauchen:
- Der Gesundheitszustand verändert sich. Der Gang ist unsicherer als früher.
- Die sozialen Kontakte werden nicht mehr wahrgenommen. Mutter geht gar nicht mehr zum Kirchenchor.
- Die Wohnung ist nicht mehr so sauber wie wir es gewohnt sind.
Die Liste der Veränderungen kann beliebig fortgeführt werden.
Plötzlich nehmen wir wahr, dass Mutter alt geworden ist und dieser Prozess unumkehrbar ist.
„Ich muss eh zum Altpapiercontainer. Gib mir die alten Zeitungen mal mit.„
So beginnt das Kümmern, selbstverständlich und kaum spürbar.
Die Gelegenheit nutzen
Sich in einer stillen Stunde hinzusetzen und sich die veränderte Lebenssituation der Mutter bewusst zu machen bringt Klarheit. Das ist ein guter Zeitpunkt mit den Geschwistern ins Gespräch zu gehen und die Beobachtungen zu schildern. Die Erlebnisse sind eine Gelegenheit die Mutter zu fragen was sie sich wünscht, wenn sie mehr Unterstützung benötigt. Bevor man mit Geschwistern in Diskussionen gerät, ist es hilfreich zu hören, wie die Mutter den neuen Lebensabschnitt gestalten will. Das mag mit unangenehmen Gefühlen für einen selber, aber auch für die Mutter verbunden sein.
- Angst vor einer ungewissen Zukunft.
- Angst, niemandem zur Last fallen zu wollen.
- Angst, das Zuhause verlassen zu müssen.
Dennoch lohnt es sich, sich dem Gespräch zu stellen, bevor eine noch herausfordernde (Pflege-) Situation über die Familie hereinbricht.
Familienkonferenz
Telefonate und WhatsApp Gruppen können die persönliche Begegnung nicht ersetzen. Die veränderte Situation der Mutter führt alle Geschwister an einen Tisch.
- Gemeinsam sortieren was Mutter sich wünscht.
- Welche Aufgaben müssen verteilt werden?
- Welches Geschwisterteil kann welche Aufgabe übernehmen?
- Eigene Grenzen, aber auch Möglichkeiten benennen.
- Unterstützung auch außerhalb der Familie organisieren.
Während die Tochter immer schon gut darin war, Formulare auszufüllen und Anträge zu stellen, ist der Sohn derjenige, der Mutter schon länger zu verschiedenen Arztbesuchen begleitet. Und die Tochter, die soweit weg wohnt, dass sie maximal einmal im Quartal zu Besuch kommt, übernimmt die Telefonate mit Mutter.
Und wenn es Stress unter den Geschwistern gibt?
Sich die Verantwortung um die Mutter unter den Geschwistern teilen zu können, ist eigentlich eine große Erleichterung. Die Erkenntnis, das ein neuer Lebensabschnitt der Mutter ansteht, kann alte Emotionen und Geschwisterrivalitäten aus der Kindheit hervorrufen. Der Geschwisterstress ist vorprogrammiert und man findet sich in alten Verhaltensmustern wieder.
Immer geht es um das Bedürfnis nach Anerkennung und Liebe und möglicherweise bricht ein alter Konkurrenzkampf unter den Geschwistern aus. Diese Empfindungen spielen sich auf einer unbewussten Ebene statt.
Verlassen Sie innerlich oder tatsächlich räumlich die Situation und fragen sich „Was ist jetzt angemessen, um die Mutter gut zu unterstützen? Was braucht es?“ Gleichzeitig hilft es Ihnen, wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind und klar Ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen benennen können. Mit dieser Klarheit mit den Geschwistern ins Gespräch zu gehen, vereinfacht die Kommunikation.
Treffen Sie verbindliche Verabredungen, um keinen Geschwisterstress zu provozieren.